Eine Kurzchronik 2015

In allen deutschen Landen herrschte zur Mitte des vorigen Jahrhunderts Aufbruchstimmung im Lager der Bürger. Sie waren sich nach ihrer Bewährung in den Volksheeren während der Befreiungskriege gegen Napoleon I. ihrer Bedeutung im Lande bewusst geworden und forderten mehr Freiheiten. Die absoluten Monarchen leisteten zwar hinhaltenden Widerstand, doch die Feudalherrschaft der Könige und Fürsten ging ihrem Ende entgegen. Der Einigungsgedanke der Deutschen zur Überwindung der Kleinstaaterei im Gefolge der Feudalherrschaft war ein weiterer Motor der Bürgerbewegungen. Diese schlugen sich u. a. in mannigfachen Vereinsgründungen nieder, insbesondere bei den Turnern und Schützen. Die Sänger standen diesen aber nicht nach. „Turner, Sänger, Schützen sind des Reiches Stützen“, so lautete damals ein gängiger Spruch. Der nationale Gedanke war das einigende Band. Das Liedgut widmete sich häufig der Heimat und war oft von nationalem Pathos geprägt. Die Regel war der Männerchor. Bald schon schlossen sich die zahlreichen Gesangvereine in regionale und überregionale Bünde zusammen. Der Bayerische Sängerbund wurde 1861 in Landshut gegründet.

So entstand im Jahre 1877 im östlichen Niederbayern unter der treibenden Kraft des „Passauer Gesangvereins“ der „Donau-Inn-Rottgau-Sängerbund“. Und noch im Gründungsjahr kam das erste „Gau-Bundesfest“ in Osterhofen zustande. Weitere Feste folgten 1878 in Rotthalmünster und 1883 in Passau. Vom 16. bis 18. Juli 1898 fand das 8. Bayerische Sängerfest in Passau statt. Eine kürzlich wiederentdeckte Plakette und eine Festkarte zeugen davon. Schriftliche Unterlagen zur Gründung gibt es nicht.

Dann aber schlief die Sache erst einmal ein. Der Erste Weltkrieg tat das Seine dazu, ebenso die nachfolgende Inflation. Erst am Sonntag, 28.12.1924, kam es auf Betreiben des „Passauer Männergesangvereins“ im seinerzeitigen Hotel „Passauer Wolf“ in der Bahnhofstraße unter Zustimmung von 16 anwesenden Vereinen, die 550 Sänger vertraten, zu Gründung und Satzungsbeschluss des „Dreiflüsse-Sängergaues“. Mit der Gründung trat er dem Bayer. Sängerbund bei. Gründungsmitglieder waren neben den beiden Passauer Vereinen „Liedertafel“ und „Männergesangverein“ die Vereine aus Freyung, Hartkirchen, Haidmühle, Hauzenberg, Hutthurm, Obernzell, „Liedertafel“ und „Harmonie“ Pfarrkirchen, Pocking, Röhrnbach, Rotthalmünster, Ruhstorf, „Liedertafel“ und „Harmonie“ Vilshofen. Bis April 1927

traten die Vereine aus Tann, Ortenburg, Eging, Osterhofen, Tittling, Büchlberg, Tettenweis, Griesbach, Birnbach und Neuburg/Inn bei. Die kursiv dargestellten Vereine sind auch heute noch aktive Mitglieder des Sängerkreises. Die übrigen sind z. T. erloschen oder gehören Nachbar-Sängerkreisen an. Gegenwärtig umfasst der Sängerkreis 64 Chöre ( incl. Kinder- und Jugendchöre) in 31 Vereinen mit insgesamt 2734 Mitgliedern, davon 1226 singenden und 1508 fördernden.

Erster Gauvorsitzender war - bezeichnenderweise - der Bürgermeister der Stadt Passau, Karl Weiß, zugleich Vorsitzender der „Passauer Liedertafel“. Die Mitgliedschaft in einem Gesangverein war damals eine Ehre. - Schon am 12.07.1925 wurde das erste Gausängerfest in Passau unter Beteiligung von 420 Sängern aus 24 Gauvereinen gefeiert. Bis 1927 wuchs der Gau auf 26 Vereine mit 755 Sängern an. Das 2. Gausängerfest fand am 05./06.06.1927 in Pfarrkirchen mit 400 Sängern aus 16 angeschlossenen Vereinen statt. Am 07.07.1929 trafen sich 10 Vereine aus dem Sängerkreis und ein österreichischer Verein zu einem Festkonzert in Passau. Regelmäßig fand jedes Jahr eine Gauversammlung statt. Gauvorsitzender waren ab 1927 Veterinärrat Dr. Känzle und ab 1929 Oberlehrer Brandl. Der Name eines Musikpioniers aus jenen Zeiten klingt noch herüber in unsere Tage: Oberlehrer Ludwig Gierster, Gauchormeister, ein Vollblutmusiker nicht nur in der Laienmusik, sondern auch langjähriger Dirigent der „Liedertafel Passau“.

Die wirtschaftlich schwierigen Zeiten Ende der Zwanziger Jahre sowie die gleichschaltenden Gesetze des Dritten Reiches im Sinne der damaligen Ideologie dämpften den begonnenen Höhenflug des neuen Sängerkreises wieder schnell, und der Zweite Weltkrieg brachte ihn ganz zum Erliegen. Der unvergessene Hans Bayerlein, der dem Sängerkreis von 1933 bis 1966 vorstand, erweckte den Sängerkreis etwa im Jahre 1951 zu neuem Leben. Kreisversammlungen und Chorleiterschulungen wurden wieder durchgeführt, jedoch kaum größere eigene Kreiskonzerte. Diese Aktivitäten setzten sich unter dem neuen Vorsitzenden Otto Glaser, Passau, nunmehr auch mit eigenen Kreiskonzerten fort, und bei besseren wirtschaftlichen Bedingungen konnte man bis Mitte der Siebziger Jahre von einem blühenden Sängerkreis sprechen. Mit der Erkrankung Glasers jedoch welkte der DFSK. Franz Weidek aus Hartkirchen als neuer Vorsitzender war es,  der  den doch  recht  siech  gewordenen Sängerkreis 1982 aus  seiner Lethargie riss. Er verstand es, tatkräftige Mitstreiter in den neu formierten Sängerkreis-Ausschuss zu berufen. Eine aktive Sängerkreistätigkeit bahnte sich an. Nach seinem frühen Ausscheiden ernannte ihn der Sängerkreis zum Ehrenmitglied.

Von 1984 bis 1998 wirkte Paul Freund aus Tittling als 1. Vorsitzender. Unter seiner Leitung wurden u. a. insbesondere 1991 und 1994 die ersten regionalen Chortage des Bayer. Sängerbundes in Passau mit jeweils über insgesamt 30 mitwirkenden Chören in Passau veranstaltet. Letzterer war verbunden mit einem Festabend anlässlich des 70jähr. Bestehens des DFSK. 1997 fand erstmalig nach dem Fall des Eisernen Vorhanges die deutsch-tschechische Jugendchorwoche des Deutschen Sängerbundes auf dem Gebiet des DFSK Passau, nämlich in Tittling, statt. Die Chorjugend unter Leitung von Hans Anetseder, Kellberg, tatkräftig von Frau Marlene Kaulmann, Wegscheid unterstützt, wurde als Chornachwuchs-Organisation aufgebaut und tritt jährlich mit 1 - 2 Jugendchorveranstaltungen an die Öffentlichkeit. Bei einer Matinee der Jugendchöre im Großen Rathaussaal in Passau wurde 1996 der Gründung der Chorjugend im DFSK 10 Jahre zuvor gedacht. Regelmäßig werden Chorleiterschulungen, oft unter Leitung namhafter Chorerzieher, sowie jährlich ein Kreiskonzert an wechselnden Orten durchgeführt. Der Sängerkreis erhielt eine Satzung und wurde eingetragener Verein. Die Verwaltungsreform im Bayer. Sängerbund wurde 1988 ohne Schwierigkeiten vollzogen, so dass heute der Sängerkreis im Prinzip mit dem Gebiet von Stadt und Landkreis deckungsgleich ist. Die DFSK-Ehrennadel wurde geschaffen, die verdienten Sänger/innnen, Chorleitern und Vorsitzenden verliehen wird. Eine aktive Sängerkreisverwaltung hält lebendigen Kontakt zu den Chören, fördert den Kontakt der Chöre untereinander und auch zu öffentlichen Stellen,  so dass der DFSK Passau heute als aktiver, leistungsfähiger Laienchorverband in der Öffentlichkeit gilt. Bei seinem Ausscheiden im März 1998 ernannte der Sängerkreis Paul Freund zu seinem 1. Ehrenvorsitzenden seiner Geschichte.

Seit Herbst 1998 leitet Josef Bertl, Ruhstorf, als neuer 1. Vorsitzender den Sängerkreis. Die erste größere Veranstaltung unter seiner Leitung war der Sängerfesttag am 17.10.1999 in Aldersbach anlässlich des 75-jähr. Bestehens des DFSK Passau. Die Jubiläumsgala am 17.10.2004 zur 80-Jahr-Feier wurde im Atrium des Gymnasiums Vilshofen mit vielen Ehrengästen würdig begangen.

Beim Kreissängertag im März 2015 wird der ehemalige Kreischorleiter-Nord und Jugendreferent Hans Anetseder zum Ehrenmitglied des Dreiflüsse-Sängerkreises ernannt.

Sein 90-jähriges Jubiläum feiert der DFSK am 25. Oktober 2015 mit einem Jubiläumskonzert seiner Kinder- und Jugendchöre im Großen Rathaussaal der Stadt Passau.

Tags darauf singen die Männer- und Gemischten Chöre bei einem Pontifikalamt mit Bischof Dr. Stefan Oster die Haydn- Messe unter Leitung von Marlene Kaulmann, Wegscheid und Thomas Gabriel, Tittling im Stephansdom zu Passau.

Eine festliche Matinee mit der Festansprache von Minister a.D. Dr. Thomas Goppel schließt sich im Großen Rathaussaal mit vielen Ehrengästen, gesanglich umrahmt von Chören des DFSK, an.

Für 2016 steht ein Auftritt der Chöre des DFSK anl. der Bayerischen Landesausstellung "Bier in Bayern" im Kloster Aldersbach auf dem Programm.

Das Jahresprogramm des DFSK weist folgende regelmäßige Aufgaben und Tätigkeiten aus:

  1. Je eine Frühjahrs und Herbsttagung der angeschlossenen Vereine, seit 2014 nur ein Sängertag jährlich
  2. Chorleiterschulungen mit namhaften oder eigenen bewährten Chorerziehern im jährlichen Turnus
  3. Jährlich je eine kreiseigene Jugendchorleiterschulung
  4. Jährlich ein Kinder- u. Jugendchorsingen an wechselnden Orten im Kreisgebiet
  5. Ein Kreis-Chorkonzert angeschlossener Erwachsenenchöre an wechselnden Orten des Sängerkreises
  6. In regelmäßiger Folge das „Passauer Gasslsingen“
  7. Chorkonzerte angeschlossener Chöre in sozialen Einrichtungen an ihrem Vereinssitz oder in der näheren Umgebung
  8. Gewinnung junger, fähiger Chorleiter/innen durch Unterstützung des Feilnbacher Chorleiterseminares des Bayer. Sängerbundes
  9. Aktive Unterstützung der Aktion „Felix“ bez. "Caruso" des Deutschen Chorverbandes durch jährl. Fortbildungstagungen für Erzieherinnen in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Sängerbund
  10. Regelmäßige Informationsschreiben des Sängerkreises an die angeschlossenen Chöre
  11. Schulungen im Vereinsrecht und in der Vereinsführung durch überregionale Fachleute, i. d. R. in Zusammenarbeit mit dem Bayer. Sängerbund
  12. Gewährung eines Rechts- und Versicherungsschutzes für jeden angeschlossenen Verein und seine Mitglieder über den Deutschen Chorverband
  13. Aktuelle Beratung der Vereine in Vereinsfragen (GEMA, Vereinsrecht usw.) sowie der Liedauswahl
  14. Jährliche Gewährung eines Chorleiterzuschusses durch den Bayer. Sängerbund an staatlich anerkannte Chorleiter
  15. Das DFSK-eigene Notenarchiv entleiht Chorsätze an Vereine

Insgesamt trägt der Sängerkreis nicht unwesentlich dazu bei, dass unserer Heimat und unserer Gesellschaft das Kulturgut Chorgesang erhalten bleibt, dass öffentliche Feste und Feiern chormusikalisch umrahmt werden oder eigene Chorkonzerte der Chöre erklingen. Das Liedgut ist gegenüber

früheren Zeiten ein anderes geworden. Nationales Pathos ist verschwunden. Wir singen um des Gesanges willen. Stets jedoch sind wir dabei bestrebt, Menschen froh zu stimmen und zusammenzubringen, sie erklingen. Das Liedgut ist gegenüber früheren Zeiten ein anderes geworden. Nationales Pathos ist verschwunden. Wir singen um des Gesanges willen. Stets jedoch sind wir dabei bestrebt, Menschen froh zu stimmen und zusammenzubringen, sie zu unterhalten oder auch zu trösten. Dies wird auch weiterhin so bleiben.

Alles Große nimmt seinen Anfang im Kleinen. Darum erachtet der Sängerkreis die Pflege der Laienchormusik als kulturellen Auftrag mit Eigenwert, aber auch als Grundlage für weiterführende, künstlerische Tätigkeit in Chormusik und Musik generell, für verfeinertes Verstehen großer Musikwerke, für die Unterstützung des kulturellen Lebens in unserm Lande allgemein. Je breiter die Grundlage ist, desto höher kann die Spitze sich erheben. Der Umkehrschluss ist zulässig und lässt die Bedeutung des Laienchorwesens in ihrer ganzen Auswirkung aufleuchten.